Dropchord – DJing für Fortgeschrittene

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Im Juli 2000 gründete Tim Schafer, ehemaliger Mitarbeiter von LucasArts (bekannt für die „Monkey Island“-Spieleserie) das Unternehmen Double Fine, welches über die folgenden Jahre mit seinem kleinen Entwicklerteam mehrere innovative und erfolgreiche Spiele produzierte. Dazu zählten unter anderem „Psychonauts“, „Brütal Legend“ und viele weitere oft hochgelobte Spiele.

Letztes Jahr machten Double Fine schließlich ihr OUYA-Debüt mit dem Rythmus-Spiel „dropchord„, welches zuvor auch schon für Google Android und Xbox Kinect erschienen war – wir haben uns das Spiel einmal näher angesehen.

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Holpriger Einstieg

Hat man das etwa 40MB große Spiel zum ersten Mal heruntergeladen, wird man nach der üblichen Logosequenz der Programmschmiede DoubleFine direkt mit einem etwas kryptisch wirkenden Hauptmenü konfrontiert – wenn man es denn als solches überhaupt erst erkennt. Denn zu Beginn erscheint nicht mehr als ein orange leuchtender Ring mit dem futuristischen Schriftzug „dropchord“ in der unteren rechten Ecke. Es dauert eine ganze Weile, bis man merkt, dass man das Hauptmenü erst aktivieren muss – und zwar nicht durch Tastendrücke, wie bei jedem anderen Spiel, sondern durch das Gegeneinanderdrücken der beiden Analogsticks. Tut man dies lang genug, bildet sich rasch eine Linie entlang des Durchmessers des Leuchtrings und das Menü wird aktiviert.
Wenn das jetzt kompliziert klingt: Stimmt. Das liegt aber eher daran, dass schon allein das Grundprinzip der Steuerung in „dropchord“ dermaßen exotisch ist, dass man es selbst gespielt haben muss, um es wirklich zu verstehen. Zu diesem unorthodoxen Flair passt auch, dass dem Spieler die Grundlagen der Spielsteuerung praktisch schon im Menü selber beigebracht werden – die Auswahl der Menüpunkte („Play“, „Options“ und „Credits“) erfolgt nämlich in demselben Stil, wie auch später Punkte erzielt werden können.

Dabei steuert man die zwei Schnittpunkte der Linie mit dem Ring mit jeweils einem der OUYAs Analogsticks, sodass man die Menüpunkte durch das „Schneiden“ mit der Linie auswählen kann. Lässt man diese ungefähr eine Sekunde lang auf dem „Play“-Knopf verweilen, beginnt das Spiel.

Alles läuft rund

Ohne Einweisung, Text, oder sonstige Ablenkung wird man sofort ins Spielgeschehen geworfen. Es erscheint ein orange fluoreszierender Bildschirm mit einem ähnlichen Aufbau wie zuvor – dieses Mal jedoch mit Lebensleiste und Punktezähler.
Ein energetischer Techno-Song kommt aus den Lautsprechern, und innerhalb des Lichtrings im Zentrum beginnen kleine Punkte zu erscheinen. Fast instinktiv versucht man, diese mit der Linie zu berühren. Schafft man dies (und das kann beim ersten Mal dank der ungewöhnlichen Steuerung schon dauern), werden aus den Punkten Sterne und man wird mit Highscore-Punkten belohnt.

Während der Song Fahrt aufnimmt, geht es so ähnlich weiter – neben den Punkten, die man berühren soll, erscheinen auch Kreuze, die Leben kosten, sowie später auch bewegliche Punkte und weitere Hindernisse. Dabei werden diese nicht alle gleichzeitig generiert, sondern erscheinen in kleinen „Szenen“, die jeweils ein Zeitlimit von etwa 5-10 Sekunden haben. Schafft man es in diesem Limit nicht, alle Punkte mit der Linie zu schneiden, verliert man die Chance auf einen Multiplikator für einen Highscore.
Hat man eine bestimmte Menge an Punkten gesammelt, endet der Song mit einem Bonuslevel, bei dem man für ein paar Sekunden frei Punkte farmen kann.

Dann geht’s auch schon weiter mit dem nächsten Song. Hier sieht das Spielfeld aber plötzlich ganz anders aus: Anstatt Punkte in einem Kreis zu jagen, jagt man nun Kreise mit seinen Punkten! Dabei kontrolliert jeder Analogstick jeweils einen der blauen Punkte, mit denen man über den Bildschirm fliegen muss, um türkise Scheiben zu fangen. Auch hierbei gibt es wieder einen Timer. Läuft dieser aus, beginnt das nächste Level, diesmal mit einem anderen Song.

Denken oder fühlen?

Jedes neue Level bring einen neuen Song mit sich, der noch energetischer und noch besser klingt als sein Vorgänger. Auch die zum Beat pulsierenden Neonfarben des Spielfelds werden mit jedem Level intensiver, und nach ein paar Minuten hat man sich total in den Rhythmus des Spiels versteigert. Doch, Moment… Es ist doch gar kein Rhythmus-Spiel, oder?

Tatsächlich spielt sich „dropchord“ mehr wie ein actionreiches Puzzle-Spiel als wie ein auf Rhythmus basierendes. Andererseits ist aber auch das gesamtes Interface, wie auch die Spielatmosphäre, auf den treibenden, Bass-reichen Techno-Tracks aufgebaut, die einen durch die Puzzle-Levels begleiten. In einer aberwitzigen aber dennoch eleganten Weise hat DoubleFine es hier geschafft, zwei Genres in einer bisher ungekannten Weise zusammenzubringen. Und auch wenn die Steuerung zunächst merkwürdig anmutet, hat man nach ein paar Spielen den Dreh schnell raus und… es macht süchtig!

Fazit

Obwohl „dropchord“ ein stilvolles und fesselndes Spiel ist, hat es auch ein paar Schwachstellen. Einerseits ist der Umfang nicht sonderlich groß (11 Tracks zwischen 1 und 2 Minuten), andererseits gibt es ein Spielelement, welches einfach nicht gut durchdacht war – es erfordert ein „Flicken“ der Analogsticks in eine bestimmte Richtung, und leider ist die Erkennung dieser „Flick“-Bewegung alles andere als optimal, was bei uns leider häufig zu einem Game Over geführt hat. Nach gefühlten 100 Versuchen haben wir ein halbwegs verlässliches Verfahren gefunden, um diese Abschnitte zu meistern, aber das „Flicken“ an sich fühlt sich dennoch bei weitem nicht so natürlich an wie die anderen Spielbewegungen. Allerdings wird dies auch nur in den letzten beiden Leveln vom Spieler erwartet, sodass es für den größten Teil des Spielverlaufs kein Problem darstellt.

Insgesamt ist „dropchord“ ein wirklich innovatives und interessantes Spiel für Zwischendurch. Zwar fehlt leider die Möglichkeit zum Multiplayer, doch wen das nicht stört, der findet in „dropchord“ ein interessantes Spielkonzept, dessen Erlebnis definitiv 2,99€ wert sind.

Über den Autor: Alexander
18, Oslo, Student (?), Indie-Gamer, Idealist. Kein Kickstarter-Backer, aber Unterstützer im Geiste. Momentan bin ich hier praktisch Praktikant, aber vielleicht in einem Jahr bereits Vollzeit-Angestellter! Man darf ja wohl noch träumen ;)

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